Start Politik 2 Jahre Prespa-Abkommen: Was läuft in Südmazedonien?

2 Jahre Prespa-Abkommen: Was läuft in Südmazedonien?

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Ein Blick nach Südmazedonien (heutiges Nordgriechenland) – Am 12. Juni 2018 unterzeichneten Zoran Zaev und Alexis Tsipras das so genannte Prespa Abkommen. Seitdem gilt der Namensstreit um Mazedonien als beigelegt. Doch, blickt man hinter den Kulissen, läuft einiges in Griechenland immer noch so, wie es immer lief: entgegen jeglichem Menschenverstand und Vernunft, als auch entgegen das, was man heute gerne als Demokratie und Menschenrecht bezeichnet.

Aber, zuerst eine kleine Einleitung für all jene die bisher nur etwas über ein Nordmazedonien gehört haben, und kaum was über Südmazedonien hören oder wissen:

Südmazedonien – Ägäis Makedonien

Wo es ein Nordmazedonien gibt, gibt es auch ein Südmazedonien. Nur, nennt es kaum jemand so, denn das was Südmazedonien ist, bezeichnen nicht nur die Mazedonier als „Egejska Makedonija“, also „Ägäis Makedonien“.

Das heute in Nordgriechenland liegende Südmazedonien wurde 1912 erstmals von griechischen Truppen besetzt und mit dem Friedensvertrag von Bukarest dem griechischem Königreich zugesprochen. Somit befindet sich Ägäis Makedonien seit August 1913 erstmals innerhalb griechischer Staatsgrenzen.

Das Gebiet Ägäis Makedoniens liegt in der griechischen Verwaltungsregion Nordgriechenland, und macht dort den Großteil des Territoriums aus. Von den Griechen wird Ägäis Makedonien schlicht als „Makedonia“ bezeichnet, aber auch gerne nimmt man sich das Recht es als das „wahre Makedonien“ zu bezeichnen. Mit dem (absurdem) Hintergrund, da das Kernland des einstigen Makedonischen Königreiches sich seit 1913 auf griechischem Territorium befindet.

Mazedonier in Südmazedonien

Das EU Mitglied Griechenland negiert bis heute die Existenz einer ethnisch mazedonischen Minderheit in Nordgriechenland, respektive Südmazedonien.

Bevor wir uns in die Materie der ethnisch mazedonischen Minderheit in Griechenland vertiefen, sei an dieser Stelle angemerkt, dass das EU Mitglied Griechenland generell an sich keine ethnischen Minderheiten im eigenen Land anerkennt! Die einzige Minderheit welche eine Anerkennung findet, sind religiöse Minderheiten wie die Muslimen in Thrakien.

Wenn wir also im Laufe des Textes von der Mazedonischen Minderheit in Griechenland sprechen bzw. schreiben, könnt Ihr dies als „repräsentierenden Begriff“ für alle ethnischen Minderheiten in Griechenland ansehen. Da wir eine mazedonische Plattform sind, möge man uns verzeihen wenn wir Primär Mazedonier hervorheben oder betonen.

Nicht nur das die mazedonische Minderheit in Griechenland keine Anerkennung findet, nein, sie ist auch weiterhin politisch unterdrückt! Sogar systematisch.

Beispiel: bis vor einiger Zeit war es den ethnischen Mazedoniern in Griechenland nicht gestattet, ihre Volkslieder in ihrer Muttersprache zu singen, welche nachweislich schon seit dem Mittelalter in Südmazedonien, respektive Nodgriechenland, gesprochen wurde!

So spielten die in Nordgriechenland lebenden Mazedonier ihre Lieder ohne Gesang. Ein mazedonischer Künstler aus Nordgriechenland der in Deutschland aufwuchs und 2017 einen deutschen Weltpreis erhielt, möge hier als Paradebeispiel dienen. Lest dazu unseren Artikel: Ein Makedonier mit zwei Namen – Dine Doneff und Kostas Theodorou.

Mittlerweile ist es den Mazedoniern gestattet ihre Lieder zu singen, jedoch darf man diese Lieder, bzw dieses wichtige kulturelle Erbe, nicht als „Mazedonische Musik“ bezeichnen. Absurd…

UN Bericht erwähnt Unterdrückung der Mazedonier in Griechenland schon vor über zehn Jahren

Das die Unterdrückung von Minderheiten in Griechenland alltäglich ist und nicht erst seit gestern bekannt, bestätigt auch ein offizieller Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2009. Unter dem Titel „Mission to Greece“ veröffentlichte die UN-Abgesandte und Expertin Gay McDougall ihren Bericht.

Nach ihrer „Mission in Griechenland“ im Jahr 2008 berichtet sie von deutlicher Unterdrückung von Seiten der griechischen Behörden gegenüber der mazedonischen Minderheit in Griechenland.

Wir zitieren aus dem Bericht, bzw. aus dem Addendum, veröffentlicht am 18. Februar 2009:

  • 41. Die (griechische) Regierung erkennt die Existenz einer in Zentral- und Westmakedonien lebenden mazedonischen ethnischen Minderheit nicht an. Sie bestreiten die Existenz vehement und schreiben denjenigen, die es behaupten, politische Motive zu. Aufeinanderfolgende Regierungen haben eine Politik der Verleugnung der ethnischen mazedonischen Gemeinschaft und der mazedonischen Sprache verfolgt. Viele halten dies für eine moderne Version von Titos Bemühungen, einen Mythos einer mazedonischen Nation zu schaffen, die seine expansiven Behauptungen gegen diese Region Griechenlands unterstützt. Die Reaktion früherer griechischer Regierungen bestand darin, jegliche Verwendung der mazedonischen Sprache und kultureller Aktivitäten zu unterdrücken. In jüngster Zeit hat die harte Taktik aufgehört, aber diejenigen, die sich als ethnische Mazedonier identifizieren, berichten immer noch von Diskriminierung und Belästigung. Sie halten es für entscheidend für ihren Fortbestand, dass ihre ethnische Identität und Besonderheit respektiert wird. Die mazedonische Sprache wird in Schulen nicht anerkannt oder unterrichtet.
  • 42. In den 1920er und 30er Jahren forderten die Gesetze die Ersetzung nichtgriechischer Namen von Städten, Dörfern, Flüssen und Bergen durch griechische Namen. Die Familiennamen der mazedonischsprachigen Bevölkerung mussten ebenfalls in griechische Namen geändert werden. Personen, die versuchen, mazedonische Familiennamen wieder einzuführen, wurden ihre Petitionen von den Behörden aus administrativen Gründen abgelehnt. Vertreter der Gemeinschaft stellen fest, dass traditionelle Namen weiterhin gebräuchlich sind, und fordern die Wiedereinsetzung und die offizielle Verwendung einer doppelten Nomenklatur, z.B. Florina/Lerin.

Bis heute hat dieser Bericht keine Reaktion Seitens der bekannten oder relevanten Institutionen oder Organisationen hervorgerufen. Athen darf im 21. Jahrhundert weiterhin veraltete Praktiken der Unterdrückung als EU, als auch NATO Mitglied ausleben und Menschenrechte den eignen Bürgern verwehren! Sowas könnte man als systematische Assimilation bezeichnen…

Diskriminierung entgegen EU Recht alltäglich im Mutterland der Demokratie

Obwohl die mazedonische und die griechische Regierung das s.g. Prespa-Abkommen unterzeichnet haben, werden ethnische Mazedonier in Griechenland auch weiterhin diskriminiert. Hierbei rufen wir wieder in Erinnerung, Griechenland ist EU Mitglied. Eines der Hauptmerkmale der EU ist normalerweise der Schutz von Minderheiten. Ja, Normalerweise…

Aber nicht nur die Personen oder ganze ethnische Gruppe an sich werden in Griechenland oder von Griechen diskriminiert. Im Mutterland der Demokratie wird auch, ganz alltäglich und normal, eine ganze Sprache mal so nebenbei negiert und diskriminiert. Ganz offiziell, ganz offen, ohne jegliche Skrupel!

Eine Stellenausschreibung in Lerin (neugriechisch: Florina) sorgte für heftige Diskussionen in Mazedonien – aber kaum von relevanter Seite wurde dieser Affront notiert. Es gab keinen Aufschrei irgendwelcher EU Diplomaten oder Menschenrechtsorganisationen oder NGOs, wie es in Skopje meist der Fall ist.

In dieser erwähnten Job-Annonce wurde eine Frau für einen Posten gesucht, die sowohl Englisch spricht als auch der „Slavo-Skopje Sprache“ mächtig ist.

Das, was die ganze Welt selbstverständlich als Mazedonische Sprache bezeichnet wird im Nachbarstaat auch weiterhin nach dem „Freundschaftsbakommen zwischen Zaev und Tsipras, der sogar für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde“ mit irgendwelche erdachten Kunstbezeichnungen betitelt. Als moderner Hellene wird man schon in der Schule darauf getrimmt, dass keine Mazedonische Sprache existiert, und wenn, ist diese natürlich nichts anderes als ein Griechischer Dialekt! Das die Stellenausschreibung an sich schon gegen EU-Vorschriften verstößt, mit der Tatsache das die Stelle nur auf eine Frau beschränkt ist, lassen wir mal hier der Thematik wegen unkommentiert.

Griechenland exportiert und verkauft Waren ohne Ländercode für den Nachbarn

Trotz Abkommen wird weiterhin eine ganze ethnische Gemeinschaft negiert. Wie wir gesehen haben, auch eine ganze Sprache – das hält die stolze Griechen auch nicht davor zurück, wie bisher, ein ganzes Land zu negieren! Prespa-Abkommen hin oder her, selbst der standfesteste Befürworter muss sich mittlerweile eingestehen – das war kein Abkommen sondern ein einseitiges Diktat! Tragischerweise, mit dem Werkzeug „Recht des Stärkeren“. Griechenland saß, und sitzt weiterhin, als EU Mitglied am längerem Hebel und kann seine Taktik auch einfach nur auf Standy-By und Stur schalten.

Während die mazedonische Regierung um Zoran Zaev versucht, teils voreilig, das Prespa Abkommen zu erfüllen, schert sich Athen im wahrsten Sinne des Wortes einen Dreck. Und so auch die Europäische Union.

Zwei Jahre nach dem hoch gelobten und als historisch gepriesenem und sogar für den Nobelpreis vorgeschlagenem Prespa Abkommen zwischen Zaev und Tsipras, bewegen sich die Uhren südlich der mazedonischen Grenze in Athen immer noch diametral, total entgegengesetzt.

Griechische Waren die nach Mazedonien exportiert werden, zeigen bei der Warendeklaration der mazedonischen Übersetzung keinen Ländercode an.

Laut Prespa Abkommen sollte der Ländercode MK oder MKD weiterhin bestehen bleiben, außer bei den Fahrzeugkennzeichen und dessen Ländercode. Dieser wurde von MK zu NMK geändert. In dem entsprechendem Paragraphen des Abkommens, Artikel 1 Abschnitt 3) e., heißt es:

Die Ländercodes für Kennzeichen der zweiten Partei lauten NM oder NMK. Für alle anderen Zwecke bleiben die Ländercodes MK und MKD, wie von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) offiziell festgelegt.

Dieser Teil der Angaben des Herstellers im Fall der griechischen Waren ist mit einem Leerzeichen ( ) gekennzeichnet. Die Inspektoren im Land schweigen, als auch die griechischen Behörden oder EU Behörden. Ein Großteil dieser Waren wird auch ohne mazedonischen Ländercode in griechischen Läden verkauft.

„Das Abkommen erkennt kein Mazedonisches Volk oder Nation an“

Offiziell, ist nun das Namensproblem zwischen Athen und Skopje seit Juni 2018 geklärt. Der s.g. Prespa Vertrag dient als eine Art „Freundschaftsabkommen“ – dies hört man in Stellungnahmen oder Interviews immer wieder gerne.

„Jetzt werde eine neue Seite in den Beziehungen aufgeschlagen“ sagte man auch von offizieller mazedonischer Seite.

Doch ist dies wirklich so?

Faktisch, hat Athen ein rechtliches Subjekt beim Namen anerkannt, und dabei Bedingungen gestellt. Bezieht diese als historisch gefeierte Anerkennung aber die Mazedonier mit ein?

Erinnern wir uns an den obigen Abschnitt, als wir erklärten das in Griechenland keine ethnische Mazedonische Minderheit anerkannt ist. Und wir wagen zu Behaupten, dass dies auch weiterhin so bleiben wird. Nicht nur das, Athen wird auch die Mazedonier aus der Republik weiterhin nicht als Mazedonier anerkennen.

Dies ist unweigerlich die Schlussfolgerung aus einigen Erklärungen aus Athen, insbesondere als die Regierung in Athen den Griechen das Prespa-Abkommen stichhaltig erklärte.

Dabei erklärten sie auf ihrer offiziellen Webseite (siehe Screenshot oben) der griechischen Nation:

„Das (Prespa-)Abkommen erkennt kein „Mazedonisches Volk“ oder eine „Mazedonische Nation“ an. Darüber hinaus, das Abkommen verbietet nicht das Recht der griechischen Bürger die Bürger des Nachbarstaates mit den Bezeichnungen anzusprechen welche sie heutzutage verwenden.“

Nichts neues aus dem griechisch besetzten Südmazedonien…

(Anmerkung: Der Artikel ist mehr oder weniger ein Update unseres Beitrags vom Februar 2019: Bei all dem Gerede um Nord Makedonien – Was geht mit Süd Makedonien? – über Ostmazedonien folgt demnächst ein Bericht.)

QUELLE: Makedonien.mk

LESETIPP – PETROS KARATSAREAS: DAS MAKEDONISCH-SLAWISCHE ERBE DURCH UNTERDRÜCKUNG AUSGELÖSCHT

 

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