Start Tourismus Deutlich weniger Touristen – Tourismusbranche vor Kollaps

Deutlich weniger Touristen – Tourismusbranche vor Kollaps

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Zum ersten mal nach Jahren eine rückläufige Besucherzahl an Touristen in Mazedonien. War das Projekt Skopje 2014 bisher der Garant für stetig steigende Besucherzahlen im Land, ist der Schuldige für den ersten Rückgang seit Jahren schnell ausgemacht: Die Coronavirus Pandemie.

Die Zahl der ausländischen Touristen, die Mazedonien im März besuchten, sank um 70 Prozent auf 11.128 Besucher im Vergleich zum Vorjahr, teilte das statistische Amt Mazedoniens am Dienstag mit.

Inländische Touristen im Land zählten im März 6.815, was einem Rückgang von 60,5 Prozent im Jahresvergleich zu 2019 entspricht, gab Makstat in seiner Erklärung am Dienstag bekannt.

Die Gesamtzahl der im Land weilenden Touristen ging im März um 67 Prozent auf 17.943 zurück. Die Zahl der Übernachtungen von Touristen in Mazedonien im Berichtszeitraum verringerte sich um 63 Prozent auf 41.948 Übernachtungen.

Von der Gesamtzahl der ausländischen Touristen, die Mazedonien im März besuchten, kamen 15 Prozent aus Griechenland, 9,9 Prozent aus Serbien und 9,2 Prozent aus Bulgarien.

In Mazedonien wurde der erste Coronavirusfall am 26. Februar bestätigt. Mitte März ordnete die Regierung die Schließung der beiden internationalen Flughäfen in Skopje und Ohrid, als auch den Grenzübergängen, an und verbot Ausländern die Einreise.

Wann die Flughäfen und Grenzen für den Passagierverkehr wieder geöffnet werden ist bis Dato nicht bekannt. Die mazedonische Regierung beschloss die Schließung mit offenem Datum ohne Frist.

Rückgang der Touristen in Mazedonien auch im ersten Quartal

Die Zahl der Touristen in Mazedonien ging auch im gesamten ersten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr um 18,3 Prozent zurück. Nach Angaben von Makstat ging die Zahl der inländischen Touristen in Mazedonien im ersten Quartal 2020 um 17,2 Prozent und die der ausländischen Touristen um 18,9 Prozent zurück.

In diesem Zeitraum wurde ein Rückgang der Anzahl der Übernachtungen von Touristen in Mazedonien um 19,7 Prozent verzeichnet.

Tourismusbranche in Mazedonien am stärksten betroffen

Die Tourismusbranche ist laut dem Direktor der Agentur für Tourismusförderung und -unterstützung, Ljupcho Janevski, der am stärksten betroffene Sektor in der Wirtschaft des Landes. Der Tourismus sei laut ihm „derzeit nicht existent“.

In einem Interview mit dem mazedonischen Informationsdienst MIA (Media Information Agency, davor Macedonian Information Agency) gab Janevski bekannt, dass zusätzlich zu den bereits von der Regierung ergriffenen Maßnahmen zur Unterstützung des Tourismussektors etwa 14.500 mazedonische Denar (ca. 250 Euro) für jeden Mitarbeiter der Unternehmen in der Tourismusbranche bereitgestellt oder Steuern gesenkt werden. Weitere Maßnahmen zur Linderung der aktuellen Situation sind laut Janevski in Vorbereitung und sollen in Kürze vorgestellt werden.

Griechische Einkaufstouristen fehlen

Die Coronarkrise bestätigte auch, dass die eher schwachen lokalen Wirtschaften im Grenzgebiet Mazedoniens von der Anwesenheit der Bürger aus den Nachbarländern abhängen, berichtet der mazedonische Fernseh Sender TV Telma.

In Bitola als Grenzstadt gab es jeden Tag unzählige Einkaufstouristen aus Griechenland, die aufgrund der geographischen Nähe viele Dienstleistungen in Anspruch nahmen oder ihren Einkauf tätigten. Sie kauften in den örtlichen Boutiquen, waren Gäste in Restaurants und Cafés, verschönerten sich in Friseur- und Schönheitssalons. Aufgrund der geschlossenen Grenzen hat sich das Bild in Bitola jedoch komplett verändert.

Den Service, den sie hier bekommen, würden sie dort mehr bezahlen, die Preise sind dort höher. Bis vor kurzem ließen sie ihr Geld hier, sie kamen zum Friseur, sie gingen in die Kneipe, in die Pizzeria, ins Restaurant, ins Café, in die Konditorei. Die Stadt hatte ein Leben, erklärt Dimce Ivanovski, vom Friseurstudio Karmen in Bitola.

Griechische Besucher nutzten auch komplette Dienstleistungen in Zahnarztpraxen zu viel niedrigeren Preisen als in ihrem Heimatland. Jetzt klagen die Ärzte in der Grenzregion, dass sie ohne ihre griechischen Patienten kaum überleben werden

Einige Kollegen sind ausschließlich auf die Arbeit mit den Griechen ausgerichtet, so ist es in Bitola, in Gevgelija. Sie werden bis zur Öffnung der Grenze völlig arbeitslos sein, meint der Zahnarzt Goce Bejkovski.

Auch die Verkäufer auf dem Stadtmarkt in Bitola sagen, dass mit der Krise der Umsatz erheblich zurückgegangen ist, und das Fehlen der griechischer Einkaufstouristen zu spüren ist.

Sie kauften Gemüse, sie kamen samstags und sonntags. Jetzt mit dieser Krise sind sie weg, klagt ein Verkäufer auf dem Stadtmarkt in der Stadt der Konsule, wie sie in Mazedonien genannt wird.

Kleine Unternehmen in Bitola stehen kurz vor dem völligen Zusammenbruch, warnen die Eigentümer.

Lokale Unternehmen in Bitola, insbesondere der Dienstleistungssektor, an dem der größte Prozentsatz der griechischen Einkaufstouristen fällt, werden die Folgen dieser Krise lange spüren, ist einer der Eigentümer überzeugt.

Was die lokale Wirtschaft weiter erholte, war die traditionelle Rückkehr der mazedonischen Aussiedler im Sommer. Wenn die Auslandsmazedonier dieses Jahr nicht in die Heimat zurück kehren, wird wohl nicht nur die Tourismusbranche vor dem Kollaps stehen…

QUELLEN: Telma TV (Mazedonisch) und SeeNews (Englisch), zusammengefasst und übersetzt von mazedonien-news.mk

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