Kurz nach den vorgezogenen Parlamentswahlen traf die Mazedonier der Preis Schock: Der regulierte Strompreis für Haushalte soll um 7,42 Prozent deutlich teurer werden, nachdem die mazedonische Energie Regulierungskommission einem Antrag der im Land ansässigen Energieunternehmen zugestimmt hat.
Laut Marko Bislimoski, Präsident der Kommission, wurde der höhere Preis von den staatlichen Unternehmen Elektrani na Makedonija (ESM) und MEPSO sowie vom in Österreich ansässigen Stromversorger EVN gefordert. Wie er weiter ausführte, forderten diese neue Preise aufgrund der Probleme, die durch die Coronavirus-Pandemie verursacht wurden. In Zahlen drückte es Bislimoski wie folgt aus:
Die Einnahmen von ESM gingen um 17 Millionen Euro zurück, während die Einnahmen von MEPSO um 11 Millionen Euro zurückgingen.
Die Einnahmen aus dem Verkauf des Stroms von ESM (Електрани на Македонија), dem größten Stromerzeuger Mazedoniens, sind demnach um 17 Millionen Euro gesunken, während der Übertragungsnetzbetreiber MEPSO (Македонски електропреносен систем оператор) einen Umsatzrückgang von 11 Millionen Euro verzeichnete.
Energieunternehmen wollten Preiserhöhung um 25 Prozent!
Die Stromexporte von ESM sind zurückgegangen, während die Versteigerung grenzüberschreitender Übertragungskapazitäten MEPSO weniger Geld einbrachte, sagte Bislimoski und fügte hinzu, dass der Verbrauch durch gewerbliche Verbraucher geschrumpft sei.
So sagte er, die Energieunternehmen wollten demnach, dass der Strompreis sogar um satte 25 Prozent erhöht wird! Aber, die Regulierungskommission habe dies verhindert. Versuchte Bislimoski die aufgebrachten Konsumenten zu beruhigen, oder, eher versuchte er die Schuld von der Regulierungskommission zu schieben.
Zugleich bot er auch Lösungen an, wie man die Strompreis Steigerung etwas annehmbarer machen könnte. So schlug er vor: Eine Senkung der Mehrwertsteuer könnte dazu beitragen, den durch neue Preise verursachten Druck auf die Verbraucher zu verringern.
Bislimoski wollte damit sagen, er werde der neuen Regierung vorschlagen, die Mehrwertsteuer auf den Strompreis von 18 Prozent auf 5 Prozent zu senken. Zudem gab er auch an, eine weitere Maßnahme zur Verringerung des Drucks auf die Bürger bestehe darin, die Subventionen für gefährdete Stromverbraucher zu erhöhen.
Die Situation in Mazedonien zeigt, dass das Coronavirus die Energieunternehmen in der Region immer stärker in den Griff bekommt.
Aufgrund der durch die Pandemie verursachten Probleme haben Energieunternehmen in Griechenland und Montenegro beschlossen, Darlehen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Höhe von insgesamt 210 Millionen Euro aufzunehmen.
Mazedonien hat den billigsten Strompreis vs Mazedonien hat die niedrigsten Löhne
Nach bekannt werden der baldigen Strompreis Teuerung, erhitzten sich in Mazedonien umgehend die Gemüter. Natürlich zu aller erst bei den Verbrauchern. Bei diesen stieß die Nachricht Sauer auf, denn kurz davor war man noch mit Versprechungen im Wahlkampf an die Urnen gelockt worden. Die nun Makulatur sind.
Die Regierungsnahen Medien in Mazedonien versuchten daraufhin ein Bild zu konstruieren, dass Mazedonien, Zitat, „in der Region den billigsten Strompreis“ habe.
Die andere Seite argumentierte, dies kann durchaus zutreffen wenn man die Zahlen nüchtern betrachte, allerdings, wie diese Seite behauptet, „verdient der Mazedonier in der Region am wenigsten“. Dieser Umstand, dass der Durchschnittslohn in Mazedonien in der Region am niedrigsten ist, lasse diesen „billigen Strompreis“ in ein anderes Licht erscheinen – als einer der Teuersten in ganz Europa!
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Und tatsächlich, Mazedonien steht zusammen mit Bulgarien und Rumänien ganz oben auf der Liste der teuersten Strompreise in ganz Europa. In einer Zeit der Krise, in der die Einkommen der Bürger sinken, werden die Stromrechnungen steigen. Während viele Länder Entscheidungen treffen, um die Preise zu senken oder die Bürger zu entlasten, wird in Mazedonien der Strompreis um 7,4 Prozent steigen.
Professor Branimir Jovanovic und damaliger Berater des ehemaligen Finanzministers Dragan Tevdovski, sagte gegenüber dem mazedonischen Sender TV24, er sei empört darüber, wie eine solche Entscheidung über Nacht, ohne Debatte und vor den Feiertagen getroffen wird. Er fordert Verantwortung.
Dies sind Eurostat-Daten, also keine irrelevanten Daten. Der Preis von 1 Megawattstunde Strom in unserem Land kostet ungefähr 20 Prozent des monatlichen Gehalts. Das Durchschnittsgehalt in Mazedonien liegt bei 400 und ein paar Euro. In Kroatien beträgt dieser Prozentsatz 17, viel weniger als in unserem Land. In Griechenland beträgt dieser Prozentsatz 12. In Großbritannien beträgt dieser Prozentsatz 7. Island hat den billigsten Strom in Europa mit nur 3 Prozent. Nur Rumänien hat mit 21 Prozent mehr. Bulgarien ähnlich wie wir. Sie sind die Länder, die den teuersten Strompreis haben. Wir, Bulgarien, Rumänien. Alle anderen Länder haben viel billigere Strompreise, sagte Jovanovic gegenüber TV24.
Jovanovic glaubt, dass hinter dieser Entscheidung ein politischer Faktor steht – die Regierung oder das Parlament, da die größte wirtschaftliche Entscheidung der letzten Jahre nicht an die Energieregulierungskommission übertragen und als technisch behandelt werden kann. Er appelliert an die Regulierungskommission, die Entscheidung zurückzuziehen.
Gewerkschaften und Verbände fordern Entscheidung unverzüglich zurückzuziehen
Inzwischen haben ein Dutzend Gewerkschaften und Verbände die Regulierungskommission aufgefordert, die Entscheidung über die Erhöhung der Strompreise unverzüglich zurückzuziehen.
Demnach ist der Anstieg des Strompreises um 7,4 Prozent skandalös, was insbesondere irritiert, dass eine solche Entscheidung auf dem Höhepunkt der größten Krise der letzten Zeit getroffen wird, als Tausende von Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren oder von Lohnkürzungen betroffen sind.
Während die Bürger irgendwie über die Runden kommen, haben die Unternehmen nach Schätzungen der Experten im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 36 Millionen Euro erzielt: MEPSO 7 Millionen, ESM oder ELEM wie zuvor einen Gewinn von 3 Millionen Euro. Gleichzeitig lebten rund 100.000 Bürger von weniger als 40 Denar pro Tag (1 Euro etwa 61,5 Mazedonische Denar).
QUELLEN: Balkangreenenrgy und TV 24 (Englisch, Mazedonisch), zusammengefasst und übersetzt von mazedonien-news.mk