Das Gebiet um Ohrid und dem Ohridsee in Albanien und Mazedonien wurde offiziell für die Aufnahme in die UNESCO-Liste der gefährdeten Stätten vorgeschlagen. Die UNESCO will den Ohridsee aufgrund staatlicher Untätigkeit als gefährdete Stätte einstufen.
Derzeit befinden sich 53 Stätten auf der Liste der gefährdeten Stätten (auch „Rote Liste des gefährdeten Welterbes“ genannt). Sollte Ohrid tatsächlich zu dieser Liste hinzugefügt werden, wäre dies der vierte Standort dieser Art auf dem europäischen Kontinent.
Andere europäische Stätten sind das historische Zentrum von Wien, das Maritime Mercantile of Liverpool und die mittelalterlichen Monumente im Kosovo.
Ein UNESCO-Sprecher sagte, dass die Aufnahme in die Liste keine Bestrafung sei. Vielmehr bietet es einem Staat die Möglichkeit, „technische und sogar wirtschaftliche Hilfe von der internationalen Gemeinschaft zu erbitten, um den außergewöhnlichen universellen Wert zu sichern“.
Ohrid „Naturphänomen der Superlative“
Die UNESCO bezeichnet den Ohridsee als „Naturphänomen der Superlative“ und als Zufluchtsort für eine Vielzahl endemischer Tier- und Pflanzenarten. Einige davon stammen aus dem Tertiär, das mehr als 66 Millionen Jahre zurückliegt.
Es ist auch die Heimat einer der ältesten menschlichen Siedlungen in Europa. Außerdem beherbergt es das älteste slawische Kloster, mehr als 800 wertvolle Ikonen aus dem 11.-14. Jahrhundert und verschiedene prähistorische Siedlungsreste. Auf der Halbinsel Lin befindet sich auch eine Kirche aus der Mitte des 6. Jahrhunderts.
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Doch die Region ist seit geraumer Zeit bedroht. Im Januar hat die UNESCO die Stadt Ohrid nach 18 Monaten Vorwarnung erneut als gefährdet eingestuft. Die Organisation behauptete, Mazedonien bzw. der mazedonische Staat habe wenig getan, um verschiedene Probleme und das Aufkommen neuer Bedrohungen zu beheben.
Mangelnde Reaktion auf illegale Bautätigkeiten
Als zentrale Probleme wurden Themen wie ungebremste Entwicklung, mangelnde Reaktion auf illegale Bautätigkeiten sowie die Zerstörung von Natur und Ökosystem genannt. Die UNESCO fügte hinzu, dass es bei Einheimischen und Behörden ein mangelndes Bewusstsein für die Notwendigkeit gebe, ihr Erbe und die natürlichen Werte der Region zu bewahren.
Die UNESCO hat auch gebeten, dass sich Mazedonien und Albanien zusammentun, um den Rechtsschutz zu stärken. Dazu gehören die Klärung der Abwasserproblematik, die Verhängung eines Moratoriums (‚Baustopp‘) für die Küsten- und Stadtentwicklung, die Bestandsaufnahme illegaler Bauten und der Abriss der gebietsgefährdenden Bauten.
Die Vorschläge werden vom 16. bis 31. Juli 2021 vom Welterbekomitee in China geprüft.
Das Komitee wird auch die Situation in Gjirokastra (Albanien), einem weiteren UNESCO-Weltkulturerbe, diskutieren, wo der Bau eines Parkplatzes und einer neuen Straße die antike Stadt bedroht.
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