In Mazedonien dauert es drei Jahre, um 10 Kilometer Autobahn zu erneuern. Die neue Trasse Kičevo – Ohrid ist seit acht Jahren in Arbeit, und laut Ankündigungen werden zwei weitere benötigt. Oft scheitern Ausschreibungen, Verträge werden gekündigt, und die Bürger fahren derweil auf maroden Straßen, für die sie (teure) Maut bezahlen.
Die Straßen in Mazedonien sind eine Katastrophe. Die Mautgebühren sind teuer, aber wären zumindest sind die Straßen gut. Die Fahrzeuge leiden unter den Schlaglöchern und unsere Arbeitszeiten verzögern sich, sagen Bürger, als das Team von Radio Free Europe (Radio Slobodna Evropa, RSE) die Autobahnen im ganzen Land bereist hat und die Reisenden befragte.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der von Skopje nach Ohrid reiste, „befahl“ den Behörden vor einigen Monaten, mit der Reparatur der Straßen zu beginnen.
Das Land liegt in Bezug auf die Kilometer gebauter Autobahn irgendwo in der Mitte der Balkanländer. Was die Maut betrifft, so gibt es in Serbien und Albanien günstigere Mautgebühren und im Kosovo zahlt der Fahrer gar keine Mautgebühren.
„Feindliche“ Schlaglöcher auf der Autobahn der Freundschaft
Die Autobahn der Freundschaft, der die Hauptstadt mit der griechischen Grenze verbindet, ist nicht gerade fahrerfreundlich. Schlaglöcher, Bodenwellen und Mautgebühren an jeder Ecke.
Auf der etwa 150 km langen Straße von Skopje nach Gevgelija gibt es fünf Mautstellen, an den ein Fahrer für ein PKW insgesamt 360 Denar (etwa 6 Euro) in eine Richtung bezahlen muss.
Aber sobald Sie Skopje hinter der Mautstraße bei Petrovec neben dem Flughafen verlassen, wird die Straße (immer noch) gebaut, und das schon seit zwei Jahren! Obwohl die Arbeiten vor einem Jahr hätten abgeschlossen sein sollen. Aber der Vertrag mit der Baufirma wurde beendet. Die letzten Fristen der Behörden sind, dass die Arbeiten nächstes Jahr fertig sein sollen.
Es stellt sich also heraus, dass es drei Jahre dauern wird, eine Straße von etwa 10 Kilometern Länge (fünf in beide Richtungen) zu renovieren und eine zusätzliche Fahrspur in eine Richtung zu bauen.
Das Sanierungsprojekt wird vom öffentlichen Unternehmen für Staatsstraßen geleitet. Dort beantworteten sie die Fragen von RSE nicht, ob ein neues Unternehmen ausgewählt wurde, um die Straße fertigzustellen. Inzwischen warnen auf dem Boden nur noch Schilder vor Arbeiten auf der Straße. Arbeiter und Maschinen sind jedoch weit und breit nicht zu sehen.
LESETIPP: Autobesitz in Mazedonien auf Rekordhoch
Auf der Autobahn von Skopje nach Gevgelija ist der Abschnitt bei Negotino am schlimmsten, dort fährt man 80 Kilometer pro Stunde und es gibt ein Schild das auf eine unebene Fahrbahn hinweist. Die Straße soll bald repariert werden.
„Von Demir Kapija bis Negotino, dieser Teil sollte erledigt werden, es sollte keine Löcher geben, es sollte besser werden, und was hier vor Skopje gemacht wird, zieht sich hin. Mautgebühren sind teuer für dieses Geld, also sollte es gute Autobahnen geben“, sagt Angel Petkov aus Negorci.
Jove Georgievski ist seit 30 Jahren Berufskraftfahrer. Einen Teil seiner Karriere verbrachte er auch auf fremden Straßen. Unsere Straßen sind viel schlechter, und dadurch wird das Fahrzeug beschädigt, sagt er.
„Das Fahrzeug leidet. Zum Beispiel haben wir große Schlaglöcher, auf dieser Autobahn hier, ein paar Kilometer von hier, Sie haben es vielleicht bemerkt, da sind ziemlich viele Schlaglöcher, ganz zu schweigen von denen weiter hinten. Die Kuppen an den Brücken sind ebenfalls extrem, es könnte ein Reifen platzen. Mit solche Straßen lassen sich keine Ergebnisse erzielen. Wenn man zum Beispiel normalerweise zweieinhalb Stunden nach Gevgelija benötigt, musst du langsamer fahren und die Fahrzeit verlängert sich auf drei, dreieinhalb Stunden“, sagt Georgievski.
Nach der Mautstation Veles verkauft Blagica Todoroska Gebäck. Auch die Kunden, die anhalten, beschweren sich über die schlechte Straße, sagt sie.
Die Autobahn ist eine Katastrophe
„Die Autobahn ist eine Katastrophe, und es werden Mautgebühren erhoben, ich weiß nicht, was ich sagen soll, es ist wirklich eine Katastrophe“, sagt sie.
Ähnlich verhält es sich mit anderen Autobahnen im Land, zumindest denen, die gebaut wurden. Die Autobahn Skopje – Štip, obwohl die neueste, ist in einem sehr schlechten Zustand, es gibt oft Erdrutsche, so dass eine Spur der Straße gesperrt ist, und kürzlich wurden zwei Mautstationen in Betrieb genommen. Von Skopje nach Štip kostet es 160 Denar in eine Richtung für eine 47 Kilometer lange Fahrt.
Verkehrs- und Kommunikationsminister Blagoj Bočvarski hält den Bau von Autobahnen nicht für eine „Unendliche Geschichte“. Er sagte in einem Interview mit Click Plus auf TV 21 am 2. Oktober, dass es schlechte, aber auch gute Beispiele im Straßenbau gibt. Seine Antwort erscheint aber dennoch Konfus:
„Es tut mir sehr leid, dass wir Zeit mit bereits begonnenen Projekten verschwenden, und sie neu gestalten, und dann ist es viel schwieriger, die Fehler zu beheben. Deshalb ist das Projekt sehr wichtig, wenn die Maschinen an den Bauplatz arbeiten, tun sie das was die Projektanten, Ingenieure entworfen und ihnen aufgetragen haben, und es wird auch funktionieren“, sagt der Minister.
Die größte Oppositionspartei, VMRO-DPMNE, stellt gegenüber der Regierung fest, dass sie nicht in die Infrastruktur investiert.
„Die Autobahn Kičevo-Ohrid hat sich nicht von einem toten Punkt bewegt, die Situation ist dieselbe wie zur Regierungszeit der VMRO-DPMNE. Es gibt buchstäblich keinen Fortschritt beim Bau. Sie haben jahrelang die Autobahn Skopje-Blace versprochen, sind aber schon auf den ersten Metern stecken geblieben“, heißt es in der Pressemitteilung der Partei vom 27. September.
Die derzeitige herrschende Regierungspartei, die Sozialdemokratische SDSM, kündigte bevor sie 2016 an die Macht kam, den Bau von 600 Kilometern Straßen an. Aber der Bau neuer Autobahnen geht stellenweise schleppend voran. Auch der Wiederaufbau und Instandhaltung der bestehenden geht schleppend voran. Der häufigste Grund ist, dass Ausschreibungen scheitern und Zeit verschwendet wird, um einen Auftragnehmer für den Bau oder das Ausbessern von Schlaglöchern zu finden.
Mazedonien liegt nach Autobahn-Kilometern im Mittelfeld der Balkanländer
Mazedonien hat etwa 300 Kilometer Autobahnen im Land. Von der Hauptstadt bis zur griechischen Grenze, dann zum Grenzübergang Tabanovce mit Serbien, nach Tetovo und von Tetovo nach Gostivar, was laut Standards keine Autobahn ist, aber wir nennen es so. Zwei Mautstation sind dort platziert.
Die neueste Autobahn führt von Skopje nach Štip, die von der vorherigen Regierung begonnen und von der aktuellen Regierung fertiggestellt wurde.
Die SDSM-Regierung hat den Abschnitt Demir Kapija – Smokvica in Betrieb genommen, der auch von der vorherigen Regierung begonnen und fast vollständig fertiggestellt wurde. Die Eröffnung der Autobahn wurde von Trompeten, Trommeln und Volkstanz begleitet…was der damaligen neuen Regierung Hohn und spott einbrachte.
Die Autobahn Kičevo-Ohrid soll nach neuesten Ankündigungen der Behörden 2024 fertig sein, zehn Jahre nach Baubeginn. „Aufgrund einer Reihe von Unregelmäßigkeiten gestaltete sich der Bau der Autobahn teurer als geplant, sodass die von den Behörden selbst gesetzten Fristen mehrfach überschritten wurden“ – so die von der SDSM geführte Regierung. Dagegen erinnern sich die Mazedonier genau, als die SDSM noch in der Opposition saß und behauptete, „die Trasse nach Ohrid wurde von Gruevski verfehlt“. Um dann Jahre später zurück zu rudern und dann die exakt gleiche Trasse weiterzubauen. Natürlich mit einem neueren teureren Vertrag für die Fertigstellung und Jahre von Verzögerungen.
Auch der Bau einiger Kilometer von Skopje bis zur Grenze zum Kosovo stagniert, obwohl den Ankündigungen zufolge bereits die ersten zwei Kilometer gebaut werden sollten. Das Problem dabei ist, dass sich der Staat nicht mit den Einheimischen einigen und ihnen Land abkaufen kann, da die geplante Trasse durch ihre Felder führt.
Von den Balkanländern haben Slowenien, Kroatien und Serbien mehr Autobahnkilometer als Mazedonien.,Bosnien und Herzegowina, Kosovo und Montenegro haben weniger. Aber im Kosovo wurden in den letzten Jahren intensiv Autobahnen gebaut, und in Montenegro wurde vor einigen Monaten der erste Abschnitt von 41 Kilometern neuer Autobahn in Betrieb genommen.
Slowenien, das flächenmäßig mit Mazedonien vergleichbar ist, verfügt über doppelt so viele Autobahnkilometer wie Mazedonien. Serbien hat dreimal so viele Autobahnen, ist aber auch größer als das Nachbarland. Kroatien, das doppelt so groß ist wie Mazedonien, hat viermal so viele Autobahnen. Bosnien, das doppelt so groß ist wie Mazedonien, hat weniger Autobahnen, Kosovo ist doppelt so klein wie Mazedonien und hat doppelt so wenige Autobahnen, die meisten davon wurden in den letzten Jahren gebaut.
Die Behörden erwarten für das nächste Jahr Fortschritte vor Ort, für die sie wie nie zuvor Geld bereitgestellt haben. In dem Jahr sollen die Arbeiten am Abschnitt Tetovo-Gostivar beginnen, um eine richtige Autobahn zu bauen, um Gostivar-Kičevo und die Autobahn von Struga bis zur albanischen Grenze zu starten. Auch für den zweiten Abschnitt der Autobahn von Skopje bis zur Grenze zum Kosovo ist eine Ausschreibung angekündigt. Bis Ende 2024 soll der Bau der 2014 begonnenen Autobahn Kičevo Ohrid abgeschlossen sein.
In einem im August veröffentlichten Bericht des Staatlichen Rechnungshofs über die Autobahn Kičevo-Ohrid heißt es, dass die Stagnation und der langsame Bau darauf zurückzuführen sind, dass die Baukosten höher sind als ursprünglich geplant und dass zusätzliche Kosten anfallen.
Der Rechnungshof stellt fest, dass viele der von der Betriebsstätte durchgeführten Projekte für Staatsstraßen im Zeitraum 2014-2016 (unter der Gruevski-Regierung) begonnen wurden. Sie werden langsam realisiert, weil es angeblich „Schwächen in den technischen Lösungen“ gab. Desweiteren werden als Gründe genannt: Verträge mit Auftragnehmern sind gekündigt wurden, es ein Verfahren für ein internationales Schiedsverfahren gab, administrative Hindernisse für den Beginn der Enteignung, ein komplexer Rechtsrahmen mit mehreren beteiligten Institutionen zur Bestimmung der Entschädigung für Enteignungen, die die effiziente Auflösung der Enteignung blockiert.
Die günstigsten Mautgebühren in Serbien, die teuersten in Montenegro
Doch Schlaglöcher am laufenden Band auf Mazedoniens Straßen hindern die Behörden allerdings nicht daran, Mautgebühren zu erheben.
Gemäß dem Gesetz über Staatsstraßen werden im Land 2,57 Mazedonische Denar MKD pro Kilometer Autobahn gezahlt, und das Geld, das aus den Mautgebühren stammt, sollte in den Bau neuer Straßen und die Instandsetzung bestehender Straßen investiert werden.
Nach Angaben öffentlicher Unternehmen in der Region sind die günstigsten Mautgebühren in Serbien und die teuersten in Montenegro. Die Maut auf der neuen Autobahn in Montenegro von Podgorica nach Kolašin mit einer Länge von 41 Kilometern beträgt 52,5 MKD für 10 Kilometer der Autobahn. In Kroatien zahlt man für 10 Kilometer Autobahn 39,4 Denar, in der Bosnien und Herzegowina 36,9 Denar, in der Republika Srpska 29,5 Denar, in Mazedonien 25,6 Denar und in Serbien 20,3 Denar pro 10 Kilometer Autobahn.
Im Kosovo werden keine Mautgebühren erhoben.
In Albanien werden Mautgebühren nur an einer Stelle erhoben, am Kalimash-Tunnel in Nordalbanien. Der Tunnel ist fast 5,5 km lang und liegt auf einer 128 km langen Autobahn. Das bedeutet, dass Sie für 128 Kilometer Autobahn mit Tunnel 0,39 Euro (24 Denar) für 10 Kilometer bezahlen.
In Montenegro wird auch für den fast 4200 Meter langen Sozina-Tunnel bei Sutomore eine Tunnelmaut erhoben.
Zitierte und verwendete Quelle: Radio Slobodna Evropa