Ökumenische Patriarchat: Ja zur Anerkennung der Kirche, nein zu Mazedonien

Globale Medien und Regierungsnahe Medien in Mazedonien titelten „das Ökumenische Patriarchat hat die mazedonische Kirche anerkannt“. Dies ist leider nur die halbe Wahrheit. Denn, das Ökumenische Patriarchat erkennt nur die Erzdiözese Ohrid an und gab in seiner Stellungnahme im gleiche Atemzug bekannt, dass man den Namen Mazedonien bzw. die Bezeichnung Mazedonisch Orthodoxe Kirche in keiner Weise als Namen der mazedonischen Kirche anerkannt hat.

Die Anerkennung der Erzdiözese Ohrid erfolgte durch das Ökumenische Patriarchat während der Sitzung des Heiligen Synods und nach „eingehender Diskussion“.

Das Ökumenische Patriarchat gab bekannt, dass es „die Hierarchie, den Klerus und die Menschen dieser Kirche unter Erzbischof Stefan“ in der eucharistischen Gemeinschaft willkommen heißt.

Auf diese Weise heilt sie, wie im Kommuniqué der Kirche argumentiert wird, die „Wunde des Schismas und gießt „Öl und Wein“ in die Wunde der dortigen orthodoxen Brüder und Schwestern“.

Es sei Sache der Kirche von Serbien, die Verwaltungsfragen zwischen ihr und der Kirche in Mazedonien zu regeln, heißt es unter dem zweiten Punkt der Bekanntmachung.

Das Patriarchat stellt klar, dass es den Begriff „mazedonisch“ und jede andere Ableitung des Wortes „Mazedonien“ ausschließt und den Namen der Kirche als „Ohrid“ anerkennt.

Das Ökumenische Patriarchat verspricht, sich weiterhin für den Fortschritt und die Stabilität der kirchlichen Einheit von Ohrid zu interessieren. Folgend die Stellungnahme des Patriarchats im originalen (übersetzten) Wortlaut.

Das Ökumenische Patriarchat gibt bekannt:

Die Heilige und Ehrwürdige Synode trat heute, Montag, den 9. Mai 2022, unter dem Vorsitz Seiner Allheiligkeit des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus zusammen und erörterte ausführlich die kirchlichen Angelegenheiten von Skopje. Nachdem der Berufungsantrag dieser Kirche an die Mutterkirche zusammen mit den wiederholten Bitten des Staates Nordmazedonien in seiner letzten Phase geprüft worden war, traf er die folgenden Entscheidungen:

  1. Es heißt die Hierarchie, den Klerus und die Laien unter Erzbischof Stefan dieser Kirche in der eucharistischen Gemeinschaft willkommen, wodurch die Wunde des Schismas geheilt wird und „Öl und Wein“ über die Tortur unserer orthodoxen Brüder in diesem Land gegossen werden. Zu diesem Zweck wird das entsprechende Patriarchal- und Synodengesetz erlassen.
  2. Sie überlässt der Heiligsten Kirche Serbiens die Regelung der Verwaltungsangelegenheiten zwischen ihr und der Kirche in Nordmazedonien im Rahmen der heiligen kanonischen Ordnung und der kirchlichen Tradition.
  3. Sie anerkennt „Ohrid“ als Namen dieser Kirche an (verstanden als das Gebiet ihrer Jurisdiktion ausschließlich innerhalb der Grenzen des Territoriums des Staates Nordmazedonien), wie es der Primas auch dem Ökumenischen Patriarchat schriftlich zugesagt hat. Dadurch werden der Begriff „Mazedonien“ und alle anderen Ableitungen des Wortes „mazedonisch“ ausgeschlossen.

Das Ökumenische Patriarchat bekundet weiterhin sein Interesse an Wachstum, Fortschritt und Stabilität dieser kirchlichen Einheit von Ohrid, so wie es es im Laufe der Jahrhunderte für alle lokalen orthodoxen Kirchen getan hat, als „Herberge der Liebe, Quelle der Frömmigkeit aller Orthodoxen Christen“ (Metropolitan Paul of Drama).

Im Patriarchat, am 9. Mai 2022

Vom Hauptsekretariat der Heiligen und Heiligen Synode

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel ist eine autokephale orthodoxe Kirche. Sein Oberhaupt ist der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, derzeit Bartholomäus I., der als Primus inter pares Oberhaupt von etwa 350 Millionen orthodoxen Christen gilt.

1967 hatte sich die mazedonische Kirche – unter aktiver Beteiligung des Regimes des jugoslawischen Staatschefs Josip Broz Tito – vom serbischen Patriarchat getrennt, das den Mazedoniern bereits 1959 ein „autonomes Statut“ angeboten hatte. Für die Weltorthodoxie galt die neue Kirche als „schismatisch“.

„Anerkennung ohne richtige Anerkennung“

Von „Autokephalie“, also von einer Anerkennung als rechtlich und hierarchisch selbstständige Kirche, ist in dem Dokument des Patriarchats allerdings keine Rede. Nicht einmal von Autonomie, also relativer Selbstverwaltung.

Offenbar als Zugeständnis an die serbische Orthodoxie heißt es in der Erklärung, das Ökumenische Patriarchat übertrage der „heiligsten Kirche Serbiens, die Verwaltungsangelegenheiten zwischen ihnen und der Kirche in Skopje im Rahmen der kanonischen Ordnung und der kirchlichen Tradition zu regeln“. Auch der griechischen Orthodoxie wird gewürdigt. Wie erwähnt, darf sich die anerkannte Kirche nicht als Mazedonische Kirche bezeichnen, sondern als Ohrid Kirche.

Des weiteren, bezieht sich die Anerkennung nur auf das Gebiet, welches der Erzdiözese Ohrid angehört. Das heißt, die Ausleger der mazedonischen Kirche im Ausland unter den Auslandsmazedoniern wird ebenso nicht anerkannt.

Trotz der „Anerkennung ohne richtige Anerkennung“, zeigten sich mazedonische Politiker über die Entscheidung erfreut. Der neue als nicht vom Volk gewählte sondern als Nachfolger von Zaev installierte Premierminister Dimitar Kovacevski meint: „Jetzt ist unsere orthodoxe Kirche mit allen orthodoxen Kirchen vereint, darum ist dieser Tag nach sieben Jahrzehnten völliger Isolation ein historischer Tag.“

Im Volk herrscht dagegen, wieso oft in den letzten Jahren, eine absolute geteilte Meinung. Ein Großteil der Bevölkerung sieht in der Anerkennung eine „derbe Niederlage“. Schließlich verliert die Mazedonische Kirche ihren bisherigen Namen.

Titelbild: Kirche des heiligen Johann von Kaneo in Ohrid

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