Mazedonien: Kampagne für heimischen Tourismus mit Bild aus Bayern

Unter dem Motto „Daheim ist Daheim“ will die Mazedonische Regierung den heimischen Tourismus ankurbeln. Dazu hat man eigens eine neue Webseite erstellt. Als Blickfang und Hintergrundbild ist aber kein Motiv aus Mazedonien wie zum Beispiel der doch weltbekannte Ohridsee zu sehen, sondern der Königssee in Bayern.

Die sozialen Netzwerke glühten am Wochenende in Mazedonien. Für Gelächter und Aufregung sorgte eine neue Webseite der mazedonischen Regierung. Diese will den Bürgern Voucher über 6000 Denar (etwa 100 Euro) schenken, die man bei einem heimischen Tourismus Urlaub oder Ausflug einlösen kann.

Eigens dazu hat die Regierung eine neue Webseite mit der Adresse domasiedoma.gov.mk („Daheim ist Daheim“) gestartet.

„Gemeinsam werden wir die mazedonische Wirtschaft stärken – Unterstützung für die Bürger – für den mazedonischen Tourismus“ steht als Slogan zur Begrüßung auf der neuen Webseite. Im Hintergrund sieht man als Blickfang ein wundervolles Panorama Bild. Jedoch keines mit einem Motiv aus Mazedonien, sondern aus Bayern, aus dem Berchtesgadener Land.

Aber auch fertigte man Banner an welche auf den offiziellen Profilen der verschieden mazedonischen Institutionen geteilt wurden. Überall ist der Junge sitzend auf dem Steg am Königssee vertreten, auch der Ex-Premier Zoran Zaev, dessen Partei die meisten Minister stellt, teilte das Foto auf Twitter und Facebook.

Der bekannte Fotograf aus Ohrid, Stojan Stojanovski, fragte vermutlich als Erster öffentlich auf Twitter „Mich interessiert ob das Foto in Mazedonien ist?“. Daraufhin meldeten sich etliche User zu Wort, die das offensichtliche bestätigten, dass es sich um kein Motiv aus Mazedonien handelt. Allerdings wurde weiter gerätselt wo das Bild geblitzt wurde.

Wir sind dann in die Diskussion eingesprungen und haben den tatsächlichen Ort der Aufnahme den mazedonischen Twitter Usern enthüllt:

Voll Panne! Das war aber nicht die erste Bilder Panne der Regierung in Skopje. So versuchte diese erst letzte Woche den Bürgern in einer Foto Kampagne zu erklären, was man im Land so alles gebaut oder errichtet hat. So hat man eine Kampagne gestartet um die „erfolgreiche Arbeit zu präsentieren“.

So lauten die Slogans in der Kampagne, bzw. auf den Fotos „Wir haben Drei Kläranlagen gebaut“ oder „500 Kilometer Wasserversorgung und Kanalisation aktuell im Bau“. Allerdings entstammt das Fotomaterial komplett aus dem bekannten Fotomarkt Istockphoto. So zeigte das Bild mit der Kläranlage ein neues Werk in Spanien, aber keines der drei neuen Anlagen im Land.

Autor des Bildes amüsiert

Nachdem bei Twitter und Instagram das Foto für Aufregung als auch Erheiterung sowie politisches Bashing bei den mazedonischen Usern sorgte, meldete sich etas später auch der Urheber des (an sich tollen) Bildes zu Wort. So schrieb der Fotograf amüsiert:

Lustige Sonntags-Nachricht. Ich teile das Foto frei im Netz und hier und da endet es an verrückte Stellen. Aktuell macht es die Runde in den sozialen Netzwerken als die mazedonische Regierung entschied dieses Bild zu verwenden um ihren heimischen Tourismus zu promoten, und die Mazedonier versuchen herauszufinden welcher Ort das ist.

Das ist der Königssee, in Deutschland.

Ich sterbe!

Der Autor ist in London ansässig. Er ist preisgekrönter Dokumentar-, Lifestyle- und Reisefotograf und heißt Simon Migaj. Vielleicht besucht er jetzt mal Mazedonien?

Wer bekommt einen heimischen Tourismus Voucher?

Nicht jeder Bürger in Mazedonien bekommt einen Voucher. Vorrangig bekommen die Gutscheine Angestellte mit einem Nettogehalt von bis zu 15.000 Denar (etwa 250 Euro) pro Monat.

Desweiteren Personen, die erwerbstätig sind und für den Zeitraum Januar bis April 2020 ein Einkommen nur auf der Grundlage von Gehältern und Gehaltszulagen in Höhe von höchstens 60.000 Denar (etwa 1000 Euro) auf Vollzeitbasis erwirtschafteten, gemäß den Aufzeichnungen des Finanzamtes Mazedoniens.

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Diese Bürger erhalten außerdem eine Home-Zahlungskarte in Höhe von 3.000 Denar für den Kauf inländischer Produkte und Dienstleistungen.

Spritze für die Wirtschaft Mazedoniens oder Stimmenkauf der Regierung?

Die Opposition als auch Wirtschaftsexperten kritisierten das solch eine Kampagne kurz vor den Parlamentswahlen im Grunde als offensichtlicher Stimmenkauf zu betrachten ist. Auch weil die Voucher in der Zeit vom 13. bis 15. Juni an die Bürger (per Post) ausgegeben werden sollen. Dies wäre demnach vor den Wahlen, welche nicht vor Mitte Juli stattfinden werden.

Der Termin steht noch nicht fest, nachdem aber der mazedonische Präsident den Ausnahmezustand im Land nicht verlängerte, dürfte der Wahltag ziemlich bald bekannt sein.

Die erwähnte inländische Zahlungskarte „Ich kaufe im Inland“, welche manche Bürger zusätzlich zum Voucher bekommen, werden insgesamt an 324.479 Bürgern ausgehändigt. Dies entspricht ein Volumen von 28 Millionen Euro, „die für den Kauf inländischer Produkte und Dienstleistungen zur Wiederaufnahme der mazedonischen Wirtschaft bestimmt sind“, schrieb Premierminister Oliver Spasovski auf Facebook.

Die Opposition kommentierte, dass die Regierung sich so einer drohenden Wahlniederlage durch Stimmenkauf entziehen will.

QUELLE: mazedonien-news.mk

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