Mazedonien hat bei der EURO-2020 sein zweites Gruppenspiel absolviert, und seine zweite Niederlage kassiert. Während man in der zweiten Halbzeit eine groß aufspielende mazedonische Mannschaft sah, war die erste Hälfte leider total missraten.
Ob es an der Aufstellung lag, vermuteten im Spielverlauf einige, offensichtlich wurde dies dann durch die Umstellungen, und Auswechslungen, in der Pause. Während Mittelfeld-Dirigent Eljif Elmas im Sturm von beginn an agierte, rückte er zu den zweiten 45. Minuten in seine ‚gewohnte Position‘. Und ab da funktionierte das Spiel der in Rot auftretenden Mazedoniern. Da lagen aber die „Luchse“, die von den eigenen Fans doch eher Löwen genannt werden, schon mit 0:2 zurück.
Nach einer knappen halben Stunde ging der als Favorit deklarierte Kontrahent aus der Ukraine nach einer Ecke und einer wunderbaren Hackenablage von Oleksandr Karavaev durch Andriy Yarmolenko in Führung. Nicht wenige sahen diese Führung als Verdient an, Ukraine bestimmte das Spiel weil Mazedonien einfach nicht in einen Spielrhythmus finden wollte. Nach dem Schock – der Doppelschock.
Nur fünf Minuten später hieß es bereits 2:0, als Roman Yaremchuk ein Zuspiel von Yarmolenko ins kurze rechte Eck verwertete. Hier hatte Mazedoniens Abwehr, aber auch das nicht funktionierende Mittelfeld, sprichwörtlich gepennt. Zudem hatte sich Abwehrmann Darko Velkovski beim Abseitsstellen nicht an seine Mitspieler orientiert und war näher zum Tor als sein Gegenspieler.
Aufregung dann kurz vor der Halbzeit. „Grande Pandev“ hatte ein schönes Zuspiel bekommen (39. Minute), entwich der ukrainischen Abwehr, konnte den Ball im Duell noch behaupten und schloss auch sehenswert mit einem Lob ab. Doch er stand leider Abseits. Somit blieb es beim deprimierenden 0:2.
Dies war zugleich der Pausenstand.
(Taktisch) Verwandeltes Mazedonien nach der Pause
In der Pause reagierte Mazedoniens Coach Igor Angelovski, der schon zum Ende hin der ersten Halbzeit vermehrt taktische Anweisungen gab. Er wechselte den einzig neuen in der Startelf gerückten gegenüber dem Österreich-Spiel aus. Spirovski der für Elmas ins Mittelfeld musste, machte für U21 Kapitän Darko Churlinov vom Bundesligist VfB Stuttgart Platz. Trajkovski kam ebenfalls zur Halbzeit für Boban Nikolov, der an der rechten Seite im ersten Abschnitt nicht immer überzeugte, aber oft auch alleine gelassen wurde und kaum Unterstützung bekam.
Die neue Formation brachte umgehend eine Wende in die Partie und das mazedonische Spiel – vor allem das Offensivspiel. Mazedonien machte nun Druck. Wenige Minuten nachdem Wiederanpfiff hatte Arijan Ademi die große Chance, Mazedonien schon früh ran zu bringen. Scheiterte aber am ukrainischen Schlussmann. Doch dies war eine Art Startschuss für Mazedoniens Aufholjagd.
Es waren keine zehn Minuten nach Wiederbeginn gespielt, als Mazedoniens und Legende Kapitän Goran Pandev im Strafraum von Karavaev gefoult wurde – nach wunderbaren Schuss von Elmas.
Beim fälligen Strafstoß scheiterte Ezgjan Aljoski zunächst an Georgiy Bushchan im ukrainischen Tor, im Nachschuss aber war er dann erfolgreich. Das Anschlusstor gab dem Debütanten aus Mazedonien Aufwind, zum Ausgleich sollte es aber leider nicht mehr reichen.
Auf der anderen Seite hatte die Ukraine sogar noch die Möglichkeit zum 3:1. Doch Ruslan Malinovskyi scheiterte nach einem fragwürdigen Handelfmeter am erneut glänzend haltenden Torwart Stole Dimitrievski.
Angelovski: „Haben zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten gesehen“
„Wir hatten genug Chancen, das Spiel früher zu entscheiden. Wir hätten das dritte Tor machen müssen“, haderte Ukraines Trainer Andrej Schewtschenko nach dem erst zweiten EM-Sieg überhaupt für sein Land.
Mazedoniens Trainer Igor Angelovski merkte zur Partie und seiner Mannschaft an: „Wir haben zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten gesehen. Nach der Pause haben wir gezeigt, dass wir es verdient haben, bei dieser EM mit dabei zu sein.“
Sedloski: Wir sind nicht enttäuscht, diese Spieler sind unsere Helden
In einer Analyse für den kroatischen „Index“ äußerte sich auch der gefeierte mazedonische Ex-Nationalspieler und Ex-Kapitän Goce Sedloski.
„Es tut mir leid, dass mein Mazedonien aus diesem Spiel nichts mitgenommen hat, wenn ich sehe, wie es in der zweiten Hälfte gespielt hat. Leider wird Fußball in zwei Hälften gespielt, und in der ersten waren wir nicht gut genug. Sie haben selbst gesehen, wie sie nach dem Spiel reagiert haben. Es gab Tränen, sie waren erschöpft, aber es sollte nicht sein. Ich weiß, wie traurig sie sind, aber was sie getan haben, ist eine große Sache. Sie haben Deutschland auswärts geschlagen, sind zur EURO-2020 gekommen und haben gezeigt, dass das dort durchaus ihr Platz ist.
Jedoch, dies ist ein anderes Niveau, aber ich denke, dass Mazedonien seinen Charakter und seinen Kampfgeist gezeigt hat und dass es auf einer so großen Bühne etwas zu zeigen hat. In unserer Nationalmannschaft spielen Spieler, die in großen Vereinen eine wichtige Rolle spielen. Elmas spielt in Neapel, Alioski in Leeds, Pandev war sein ganzes Leben in Italien, Ademi kämpft als Kapitän von Dinamo Zagreb um Großes. Über ihn sollten keine Worte verloren werden, denn er ist wahrscheinlich der beste Spieler, den wir auf dieser Position hatten.
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Es gibt weitere Spieler, die im Laufe der Zeit in die Nationalmannschaft aufgenommen werden können. Mazedonien hat gute junge Spieler, die mit diesen erfahreneren Nationalspielern mit der Zeit bereit sein werden, da habe ich keine Sorgen um die Nationalmannschaft. Ich würde nicht sagen, dass wir wirklich Schwachstellen haben und ich glaube, dass wir in Zukunft noch besser werden„, sagte Sedloski unter anderem über das mazedonische Team.
Mazedonien hat keine Chancen mehr auf EURO-2020 Achtelfinale
Das Resultat aus dem zweiten Gruppenspiel zwischen Österreich und den Niederlanden besiegelte noch am gleichen Abend das frühe EURO-2020 Aus für den Neuling aus Mazedonien. Nachdem Österreich mit 0:2 unterlag, hat Mazedonien keine rechnerische Chance mehr auf einen dritten Tabellenrang und dem Achtelfinale.
Trotzdem wird sich Mazedonien im letzten Gruppenspiel versuchen bestmöglich zu Verkaufen. In Amsterdam trifft man auf die bisher verlustpunktfreien Niederländer. Am Montag den 21. Juni 2021, mit Spielbeginn um 18 Uhr, wird sich Mazedonien zum letzten mal bei der EURO zeigen.
Fußball-EURO-2020 Gruppe C, 2. Runde:
Ukraine – Mazedonien 2:1 (2:0)
Bukarest, Arena Nationala, 10.001 Zuschauer, Schiedsrichter: Rapallini/ARG
Tore:
1:0 (29.) Jarmolenko
2:0 (34.) Jaremtschuk
2:1 (57.) Alioski
Gelbe Karten: UKR – Schaparenko, MKD – Velkovski, Avramovski
Aufstellungen
Ukraine: Bushchan – Karavaev, Zabarnyi, Matviyenko, Mykolenko – Shaparenko (78. Sydorchuk), Stepanenko, Zinchenko; Yarmolenko (70. Tsygankov), Yaremchuk (70. Besedin), Malinovskyi (90.+2 Sobol)
Mazedonien: Dimitrievski – S. Ristovski, D. Velkovski (85. Tričkovski), Musliu – Nikolov (46. Trajkovski), Ademi (85. Ristevski), Spirovski (46. Churlinov), Alioski – Bardi (77. Avramovski) – Pandev, Elmas