Ein Beispiel alltäglicher Diskriminierung der Mazedonier in Griechenland

Obwohl die mazedonische und die griechische Regierung das s.g. Prespa-Abkommen unterzeichnet haben, werden Mazedonier in Griechenland auch weiterhin diskriminiert. Man sollte hierbei nicht vergessen, Griechenland ist EU Mitglied.

Eine Stellenausschreibung in Lerin (Florina) Nordgriechenland sorgt derzeit in Mazedonien für heftige Diskussionen. In der Job-Annonce wird eine Frau gesucht, die sowohl Englisch als auch die „Slavo-Skopje Sprache“ spricht.

Das, was die ganze Welt als Mazedonische Sprache bezeichnet wird im Nachbarstaat auch weiterhin mit erdachten Bezeichnungen betitelt. Das die Stellenausschreibung an sich schon gegen EU-Vorschriften verstößt, mit der Tatsache das die Stelle auf eine Frau beschränkt ist, lassen wir mal unkommentiert.

Wie mazedonische Medien berichten, hat die Vereinigung der Mazedonier in Griechenland „Rainbow“ eine Reaktion an die griechischen Behörden gerichtet.

Griechenland erkennt als EU Mitglied keine im Land lebenden ethnischen Minderheiten im Land an und unterdrückt diese politisch, kulturell als auch sprachlich.

Minderheiten in EU Land unterdrückt

Leider wissen die meisten in den heutigen EU Mitgliedsstaaten nicht, dass „Mitten in der EU“ immer noch Minderheiten unterdrückt werden.

Im konkreten Beispiel Griechenland heißt das, Athen verweigert die Anerkennung jeglicher ethnischer Minderheiten die im Staatsgebiet Griechenlands leben. Offiziell erkennt Athen nur religiöse Minderheiten an, allerdings keine ethnischen Minderheiten.

Jedoch ist gerade Nordgriechenland, von Ost bis West von Minderheiten bewohnt: Albaner, Türken, Pomaken, Vlachen, Mazedonier. Jedoch genießen all jene keine Minderheitenrechte.

Inwieweit die Unterdrückung in einem EU Staat gehen kann, zeigte zum Beispiel das deutschsprachige ARD – Wien/Südosteuropa. In einem Artikel vom 31. August 2017 erklärt das Medium wie die Unterdrückung und Diskriminierung der Mazedonier durch griechische Behörden vonstatten geht.

Mazedonier (als auch Mitglieder anderen Ethnien) können in Griechenland nicht frei über ihren persönlichen Namen entscheiden. Für einen angehörigen einer ethnischen Minderheit in Griechenland, ist es nicht möglich einen „Nicht-griechischen“ Namen anzunehmen.

Dies scheitert zu allererst an der griechisch-orthodoxen Kirche, die keine Kinder mit Nicht-griechische Namen tauft, als auch an den Behörden in Griechenland.

In dem Artikel der ARD wird die Geschichte vom ehemaligen Bürgermeister des nordgriechischen Dorfes Meliti (Mazedonisch: Ovcharani) erzählt. Wie die ARD titelt „kämpft Pando Ashlakov, um seinen mazedonischen Namen. In seinem Pass steht Panagiotis Anasthasiadis“.

Pando Ashlakov bricht in Tränen aus, als er sich an ein Erlebnis aus den 80er Jahren zurückerinnert. Damals war es verboten, mazedonische Lieder in Griechenland zu singen, nur Instrumentalmusik war erlaubt. Als sich die Dorfbewohner beim Fest Ilinden dann doch mal getraut hatten, zu singen, wurde Ashlakov verhaftet und von den Polizisten verprügelt.

Panagiotis Anasthasiadis ist der Name auf den er durch die griechisch-orthodoxe Kirche getauft und von griechischen Behörden registriert wurde. Dies wäre mit seinem eigentlichen mazedonischen Namen Pando Ashlakov nicht möglich gewesen. (Mehr dazu auf unseren News Blog: Mazedonier klagt in Straßburg gegen Griechenland)

UN Bericht erwähnt Unterdrückung der Mazedonier in Griechenland schon 2009

Das die Unterdrückung von Minderheiten in Griechenland alltäglich ist und nicht erst seit gestern bekannt, bestätigt auch ein offizieller Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2009. Unter dem Titel „Mission to Greece“ veröffentlichte die UN-Abgesandte und Expertin Gay McDougall ihren Bericht.

Nach ihrer „Mission in Griechenland“ berichtet sie von deutlicher Unterdrückung von Seiten der griechischen Behörden gegenüber der mazedonischen Minderheit in Griechenland.

Wir zitieren aus dem Bericht, bzw. aus dem Addendum, veröffentlicht am 18. Februar 2009:

  • 41. Die (griechische) Regierung erkennt die Existenz einer in Zentral- und Westmakedonien lebenden mazedonischen ethnischen Minderheit nicht an. Sie bestreiten die Existenz vehement und schreiben denjenigen, die es behaupten, politische Motive zu. Aufeinanderfolgende Regierungen haben eine Politik der Verleugnung der ethnischen mazedonischen Gemeinschaft und der mazedonischen Sprache verfolgt. Viele halten dies für eine moderne Version von Titos Bemühungen, einen Mythos einer mazedonischen Nation zu schaffen, die seine expansiven Behauptungen gegen diese Region Griechenlands unterstützt. Die Reaktion früherer griechischer Regierungen bestand darin, jegliche Verwendung der mazedonischen Sprache und kultureller Aktivitäten zu unterdrücken. In jüngster Zeit hat die harte Taktik aufgehört, aber diejenigen, die sich als ethnische Mazedonier identifizieren, berichten immer noch von Diskriminierung und Belästigung. Sie halten es für entscheidend für ihren Fortbestand, dass ihre ethnische Identität und Besonderheit respektiert wird. Die mazedonische Sprache wird in Schulen nicht anerkannt oder unterrichtet.
  • 42. In den 1920er und 30er Jahren forderten die Gesetze die Ersetzung nichtgriechischer Namen von Städten, Dörfern, Flüssen und Bergen durch griechische Namen. Die Familiennamen der mazedonischsprachigen Bevölkerung mussten ebenfalls in griechische Namen geändert werden. Personen, die versuchen, mazedonische Familiennamen wieder einzuführen, wurden ihre Petitionen von den Behörden aus administrativen Gründen abgelehnt. Vertreter der Gemeinschaft stellen fest, dass traditionelle Namen weiterhin gebräuchlich sind, und fordern die Wiedereinsetzung und die offizielle Verwendung einer doppelten Nomenklatur, z. Florina / Lerin.

Bis heute hat dieser Bericht keine Reaktion Seitens der bekannten oder relevanten Institutionen oder Organisationen hervorgerufen. Athen darf im 21. Jahrhundert weiterhin veraltete Praktiken der Unterdrückung als EU, als auch NATO Mitglied ausleben und Menschenrechte den eignen Bürgern verwehren! Sowas könnte man als systematische Assimilation bezeichnen…

Lesetipp: BBC: Griechenlands unsichtbare Minderheit – die „Mazedonischen Slawen“

Ein Mazedonier mit zwei Namen – Dine Doneff und Kostas Theodorou

Das Beispiel der Unterdrückung der Mazedonier in Griechenland, kann man auch ab und zu mal in Deutsche Medien lesen. Aber meist nur beiläufig, selten hat sich jemand mit dieser Missachtung fundamentaler Menschenrechte in Griechenland heutzutage befasst.

Aber ein weiteres lebendes Beispiel welches periodisch in Deutsche Medien auftaucht ist der mazedonische Musiker Dine Doneff, oder Kostas Theodorou.

Dine ist das lebende Beispiel für das was Mazedonier, die in Nordgriechenland seit Jahrhunderten beheimatet sind, erfahren mussten. Neben dem Verbot einen mazedonischen Personennamen zu tragen, war es den Mazedoniern in Griechenland auch Verboten ihre eigenen Lieder zu singen. Da diese nicht auf griechisch Gesungen wurden.

So heißt es in einer Konzert Ankündigung für Dine aus dem Jahr 2018 (aus dem Archiv aus unserem mittlerweile stillgelegten Musik in Makedonien Blog):

Geheime mazedonische Kultur

Um „geheime mazedonische Kultur“ geht es am Samstag: Rousilvo ist der alte slawische Name für das Dorf Xanthogeia im Nordwesten Griechenlands, nahe der Grenze zur Republik Mazedonien. Dort ist der Multi-Instrumentalist Dine Doneff aufgewachsen, seiner Familie aber war es verboten, ihre Muttersprache Mazedonisch zu sprechen und ihre Kultur zu pflegen, da diese als anti-hellenisch galt.

Doch Doneff sammelte heimlich die Melodien der Alten aus Rousilvo und Umgebung und machte Aufnahmen, mehr als 250 Lieder kamen über die Jahre zusammen. Einige von ihnen integrierte er dann in eine Balkan-Jazz-Folk-Oper für sieben Sänger und sieben Instrumentalisten. „Rousilvo“ hat Doneffv dieses Requiem auf das längst verlassene und zerstörte Bergdorf seiner Mutter genannt.

QUELLE: mazedonien-news.mk

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